Dezember 2023

Wir sind im Dezember und damit nicht nur bei dem ersten drittel meines Auslandsjahres, sondern auch in der Weihnachtszeit angekommen. Nicht nur, aber doch besonders für Musiker ist diese Zeit sehr stressig. Dabei spielt es keine Rolle ob in Deutschland oder Uganda, ob bei 5 oder 30 Grad Celcius. Wenn man sich den prozentualen Anteil der Christen anschaut, kann man sich denken, dass es dies nicht wirklich entspannter macht. Neben den Weihnachtskonzerten unserer Outreach- Schulen begann auch das große Holidayprogramm für 2 Monate. Da sich die Ausbildungsberufe jedoch gerade in der Prüfungsphase befanden, war sowohl die Mainhall als auch das umliegende Gelände für uns gesperrt. Somit blieb uns nichts anderes übrig, als weiter entfernt am Straßenrand oder den Hostels der Schule zu unterrichten. Durch die täglichen Regenschauer, welche in der Regenzeit überraschenderweise nicht ganz unüblich sind, gestaltete sich dies als eine weitere Herausforderung. Wie man vielleicht schon ein wenig heraus hört, waren diese Wochen demzufolge nicht gerade entspannend für uns. Das anstehende End of Year Konzert der Schule mit Liveübertragunge nach Deutschland musste man nebenbei auch noch vorbereiten. Dass der aktuelle „Head of Music Department" keinerlei musische Erfahrung hat, vereinfachte dies nicht unbedingt. Man verschwendete seine Zeit in Meetings damit zu begründen, weshalb wir in 2 Wochen kein Musical schreiben und einstudieren können und weshalb man Proben braucht und die Schüler nicht einfach vom Blatt spielen können. Dabei, einmal kurz am Rande anzumerken für alle Musiker unter euch, die Kinder spielen hier meistens nach dem Solofa- System. Man hat Silben für die Noten, welche immer in der Reihenfolge „do-re-mi-fa-so-la-ti-do“ aufgebaut sind. Je nach Tonart ist “do“ also immer der erste Ton. Wenn der Dirigent also „do“ sagt, spielen Violinen ein c, Trompeten ein d und Saxophone ein a (Konzert Tonart C- Dur). Aber wieder ein wenig weg von dem Musiktheoretischen. Einfach gesagt, vom Blatt spielen ist hier fast unmöglich, da die Menschen nach einem anderen System spielen und so keine oder kaum Noten lesen können. Wie man schon ein wenig herausgehört hat, ist die Musikschule nicht gerade auf ihrem Höhepunkt. Vor einem Jahr hatten sie noch 9 Musiklehrer. Nur noch 2 von ihnen sind übrig geblieben. Dies ist leider nicht nur in dem Musikbereich der Fall, sondern sieht in anderen Bereichen ähnlich aus. Der Gründer dieses Projektes, welcher aus Uganda kommt, aber mittlerweile mit seiner Familie in Deutschland lebt, hat dieses Problem so langsam erkannt. Für ihn liegt der Schwerpunkt im Musikdepartment. Dass der Hauptgrund für diesen Zustand  in der Administration liegt, ist ihm durchaus bewusst. Gerade im musikalischen Bereich muss man das Interesse besitzen, um Verständnis dafür zu haben. Naja also, hier läuft es gerade alles andere als super. Man hat das Gefühl, die Musikschule ist hier gar nicht mehr so richtig erwünscht. Würden wir die Unterstützung des Gründers nicht haben, wäre meine Motivation bei weitem nicht mehr so hoch gewesen. Auch wenn ich leider den Tiefpunkt erlebe, hoffe ich, es wird besser. Ich weiß, dass es ein gutes Projekt ist und noch nicht verloren ist. Auch wenn es oft hart und sehr ermüdend ist und ich 60 Wochenstunden habe, bin ich der Meinung, es wird sich irgendwann auszahlen. Nach viel Arbeit und Anstrengung ist uns das End of Year Konzert dann doch noch halbwegs gelungen. Es ist schade, dass zurzeit das Projekt sehr auf die Freiwilligen angewiesen ist. Dies ist eine Abhängigkeit, die ich durch mein Auslandsjahr gerade nicht verstärken wollte. Jedoch weiß ich auch, dass es die letzten 4 Jahre vor mir nicht so war und die Volunteers als Unterstützung galten.

Naja, das End of Year Konzert hinter sich gebracht, stand nun Weihnachten vor der Tür. Tatsächlich gab es in Masaka 2 Weihnachtsmärkte, welche ich jedoch aufgrund von Konzerten verpasste. Abgesehen davon gab es jedoch wenig weihnachtliche Stimmung. Kein kaltes Wetter, keine Weihnachtsdekoration…die laute Musik, welche überall in der Stadt laut erschallte, spielte zur Abwechslung hin und wieder auch mal einen Weihnachtssong. Und natürlich das Eis- Boda, welches 365 Tage im Jahr „We wish you a merry Christmas“ spielt. Desto mehr versuchte ich, weihnachtliche Stimmung aufzubringen. Ich arrangierte Songs, damit ich sowohl im Einzelunterricht als auch in der Brassband Weihnachtsklassiker spielen konnte. In meiner Unterkunft befindet sich ein Ofen, welcher Luxus... Dies nutze ich, um mit Freunden Plätzchen zu backen und zu verschenken. Abgesehen von den süßen Kuchen, kennt man hier kaum Gebäck. Desto mehr wurde sich über die Plätzchen und Lebkuchen gefreut. Am 24.12 haben wir  Freiwilligen den ganzen Tag gekocht und gebacken. Abends sind wir dann zu einem Gottesdienst etwas außerhalb in einer ziemlich schönen Kirche gefahren. Ein Freund von uns hat dort Orgel gespielt und wir haben uns über 3 Christmaschorals gefreut. Als wir wieder zuhause ankamen, hatten wir Stromausfall. Somit fiel unser 3 Gänge Menü leider aus. Jedoch konnten wir meine Kürbissuppe und die Zimtschnecken noch genießen. Am nächsten Tag sollte es eigentlich früh um 8 Uhr losgehen. Als wir um 11 Uhr abgeholt wurden, sind wir nach Kitovu in die Messe gefahren. Als diese 15 Uhr immer noch kein Ende gefunden hatte, sind wir zu Kizza, unserem Direktor, nach Hause gefahren. Nach dem unglaublich guten Mittagessen mit Matooke, Reis und Gnuts waren wir auch schon durch. Den Rest des Tages haben wir uns mit den 5 Kindern beschäftigt, mit Kizza unterhalten oder sind spazieren gegangen. Natürlich wurde schon den ganzen Tag über Bier getrunken, damit man dann abends gegen 9 Uhr losziehen konnte. Alle Menschen waren auf den Straßen und in den Bars. Nach dem ziemlich stressigen letzten Wochen ließ ich mein Jahr mehr oder weniger freiwillig auf den Kalangala Inseln ausklingen, während meine Mitfreiwilligen auf Safari waren. Eigentlich sollte es nur ein 2 Tages Trip werden, da ein guter Freund dort eine Orgel reparieren sollte. Es hat jedoch die nächsten Tage so sehr geregnet, dass weder Bodas noch die Fähre fuhren. Da seine väterliche Familie von hier stammt und auch er hier über 10 Jahre gelebt hat, konnte er mir jedoch viel zeigen und ich durfte viele Familien besuchen… Nachdem ich am 31.12 von 8-12 Uhr und von 21-0 Uhr in der Kirche verbracht habe, konnten wir uns die Feuerwerke der reichen Hotels und die brennenden Autoreifen auf den Straßen anschauen…